Keep calm and let „Karma“ finish it!

Die meisten von uns können sich irgendetwas unter Karma vorstellen. Wir reden gerne von „gutem und schlechtem Karma“ und meinen damit, dass uns etwas widerfährt, das wir genau so und nicht anders verdient haben. Passiert uns etwas Gutes, haben wir irgendwann einmal etwas richtig gemacht und werden deswegen vom Universum/dem Schicksal/Gott belohnt. Widerfährt uns Schlechtes, dann ist das die wohlverdiente Quittung für eine unserer vergangenen Missetaten. Ausgleichende Gerechtigkeit.

Und wer hat sich schließlich nicht schon mal ein wenig schadenfroh die Hände gerieben, als der nervige Kollege auf der Arbeit einen Einlauf vom Chef bekommen hat oder der aufgeblasene Fussball-Stürmer der Gegenmannschaft seinen Elfmeter übers Tor schoß.  „Karma“ macht besonders dann Spaß, wenn es anderen passiert. Wenn das Universum die, die uns übel mitgespielt haben, in unserem Namen bestraft und wir vielleicht sogar zuschauen dürfen. Jüngst machte ein Meme in Internet die Runde: „Keep calm and let Karma finish it.“ ­­– also „Bleib’ ruhig und lass das Karma sich darum kümmern.“ Wie praktisch! Oder?

Was Karma ursprünglich bedeutet 

Der Dalai Lama würde sich über diese Ansicht wohl die Haare raufen, wenn er welche hätte. Denn was wir in der westlichen Welt gemeinhin unter „Karma“ verstehen, hat wenig mit dem zu tun, was zum Beispiel die Buddhisten meinen. Für sie ist Karma eng an den Kreislauf der Wiedergeburten gekoppelt. Die Seele wird wiedergeboren, bis sie sich so weit entwickelt hat, dass sie Erleuchtung erlangt und aus dem Kreislauf von Geburt, Altern, Krankheit und Tod ausscheiden darf, um ins leidfreie Nirwana einzutreten.

Karma ist also so etwas wie die Maßeinheit, in der unsere Entwicklung gemessen wird. Es geht darum, dass wir lernen und wachsen, unser Mitgefühl entwickeln und uns immer weniger verstricken in Zorn, Missgunst, Schadenfreude und anderen unheilsamen Gefühlen und Handlungen, die uns im Leid gefangen halten.

Alle Taten eines Menschen – die guten und die schlechten – sind Karma. Tun wir Gutes und entwickeln uns weiter, sammeln wir „karmische Pluspunkte“, die hoffentlich irgendwann ausreichen, um die Seele aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu erlösen. Dabei zieht jede Tat eine Konsequenz nach sich wie eine Art Echo. Gute Taten erzeugen ein positives Echo, schlechte Taten ein negatives. Mit Belohnung oder Strafe hat das jedoch alles überhaupt nichts zu tun, sagen die Buddhisten. Dem Karma ist es vollkommen egal, ob wir Gutes oder Schlechtes tun – wir erhalten einfach nur das Echo, das wir selbst hervorrufen durch unser Tun. Karma belohnt nicht und es straft nicht. Und es wird sich auch um nichts kümmern.

Die korrekte Bedeutung von Karma ist im Grunde genommen das Resultat einer Handlung und die Handlung selbst. Wenn man sich das Ganze nun richtig anschaut, ist das Karma vergleichbar mit dem dritten newton’schen Gesetz, dem Reaktionsprinzip. In anderen Worten: Das Karma ist keine Art von Bestrafung des Lebens, sondern bedeutet viel mehr… Ob wir Buddhisten sind oder nicht – das Prinzip Karma kann uns bei unserer Entwicklung sehr helfen. Dazu sollten wir allerdings nicht in die folgenden Fallen treten, die ein falsches Verständnis aufstellt.

  1. Falle: Wir machen es uns zu bequem

„Bleib ruhig und lass’ das Karma machen“ ist ein cooler Spruch für Facebook (oder auch nicht). Aber während wir darauf warten, dass Karma unser Leben für uns auf die Reihe bringt, werden wir vor allem eines: Passiv. Dabei heißt „Karma“ aus dem Sanskrit übersetzt nichts anderes als „Tat bzw. Handlung“. Das genaue Gegenteil also. Statt unser Leben in die Hand zu nehmen, uns zu entfalten und zu wachsen, lehnen wir uns zurück und reden uns ein, dass „Karma“ das schon für uns hinbiegen wird. Und dadurch verpassen wir große Chancen und treten auf der Stelle. Der Dalai Lama sagte es selbst deutlich:

„Karma ist ein aktiver Prozess und hat nichts mit passiver Hinnahme zu tun.“

Wenn wir Gutes in unserem Leben wollen, müssen wir selbst den Anstoß dazu geben.

  1. Falle: Wir schauen ständig auf die anderen

Wenn wir darauf warten, dass endlich das Karma bei unseren Feinden einschlägt, dann sammeln wir aus buddhistischer Sicht selbst negative Karmapunkte. Wenn wir der blöden Ziege aus dem vierten Stock eine karmische Strafe an den Hals wünschen, dann geschieht das nicht gerade aus Selbstlosigkeit und Nächstenliebe. Wir verlieren dabei den Fokus auf uns selbst und unsere Mitte und geben Verantwortung für unser Leben ab.

  1. Falle: Wir haben die falschen Motive

Auch wenn wir uns die Seele aus dem Leib beten, Geld spenden bis zum Umfallen (vermeintlich) Gutes tun, weil wir vom Karma belohnt werden wollen, dann sind wir aus traditioneller Sicht auf dem Holzweg. Denn beim Karma kommt es vor allem darauf an, dass wir zu besseren Menschen werden wollen, weil wir einfach bessere Menschen sein wollen – nicht, weil wir dafür etwas bekommen wollen und hoffen, das Universum beschert uns einen nagelneuen Porsche, wenn wir einer alten Dame über die Straße helfen. „Karmapunkte“ sind keine Payback-Punkte, die man für etwas eintauschen kann, das einem gerade in den Kram passt…

Was wir vom „wahren Karma“ lernen können

Es lohnt sich, Karma nicht als Macht zu sehen, der wir für immer ausgeliefert sind. Im Gegenteil. Wir können uns auf´s Heute konzentrieren und unser Karma aktiv beeinflussen mit unseren Handlungen und unseren Reaktionen auf die Dinge, die uns geschehen. Wenn ich mit dem Auto zu schnell fahre, ist eine Geldstrafe eine mögliche Konsequenz und wenn ich unser Haus tropisch warm heize, muss ich mich über eine saftige Nachzahlung nicht wundern. Das ist letztlich aber doch etwas Gutes. Das Leben gibt uns immer wieder neue Impulse, auf die wir so oder so reagieren können. Und jeder ist eine Chance, uns weiterzuentwickeln.

Gandhi sagte es bekanntlich ganz treffend: „Sei selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ Dabei können wir auch klein anfangen – bei uns und unseren Angelegenheiten.

Die folgenden 12 Gesetze des Karmas werden zeigen, wie das geht:

1. Das Gesetz von Ursache und Wirkung

Du solltest immer im Hinterkopf behalten: Man erntet, was man sät! Du musst dir also dessen bewusst sein, dass all das, was du in die Welt hinausgibst, eines Tages wieder zurückkommen wird. Um positive Dinge wie Liebe, Glück und Zufriedenheit zu erlangen, musst du in erster Linie dich selbst lieben und mit dir im Reinen sein.

2. Das Gesetz der Schöpfung

Hör auf dir vorzumachen, das Leben sei ein Glücksspiel! Das Leben ist genau das, was wir selbst daraus machen, es passiert nicht einfach so! Um dir das verständlicher zu machen, kannst du dir Folgendes immer wieder vor Augen führen: Höre auf nach dem wahren „Ich“ zu suchen, wichtiger ist es, ein eigenes „Ich“ zu erschaffen!

3. Das Gesetz der Bescheidenheit

Du hattest einen schlechten Tag und bist einfach nur gefrustet von was auch immer dir wiederfahren ist … sehr gut! Denn jetzt kannst du anfangen, den ersten Schritt zu machen, nämlich Dinge zu akzeptieren und somit im zweiten Schritt genau deswegen eine Veränderung vorzunehmen. Hör auf dich so zu verhalten, als ob alles und jeder dir etwas Schlechtes wollen würde oder gar dein Feind ist. So lange du derartige Gedanken nicht unter Kontrolle hast, wirst du deinen Fokus auf die falschen Dinge setzen.

4. Das Gesetz des Wachstums

Du musst dir eingestehen, dass wenn du eine Veränderung in deinem Leben, deiner Beziehung, dem Job oder was auch immer sehen möchtest, du bei dir selbst anfangen musst. Warum das so ist? Das ist eine ziemlich einfache Rechnung: Du kannst nicht alles und jeden verändern, ABER du kannst dich selbst positiv verändern.

5. Das Gesetz der Verantwortung

Vermeide es, in Selbstmitleid zu verfallen! Es bringt leider nichts, alle anderen für die Dinge, die falsch gelaufen sind, verantwortlich zu machen. Selbst wenn es Umstände sind, die wirklich nicht in deiner Hand lagen, musst du trotzdem in den sauren Apfel beißen und die Verantwortung übernehmen. Wenn in deinem Leben Dinge schief laufen, dann stimmt offensichtlich mit deiner Handhabung von Problemen etwas nicht.

6. Das Gesetz der Verbindung

Es ist ziemlich logisch, dass Dinge miteinander verbunden sein müssen. Das bezieht sich auch auf unsere Vergangenheit, die mit dem Jetzt verbunden ist und auf das Jetzt, welches die Zukunft beeinflusst. Jede Aufgabe solltest du Schritt für Schritt angehen, allerdings mit dem Hintergedanken, dass jeder deiner Schritte zählt und gleichbedeutend ist. Jede auch so unbedeutende Kleinigkeit beeinflusst dein Wohlbefinden und somit auch, in welche Richtung Dinge zukünftig gehen werden. Das heißt natürlich nicht, dass du übervorsichtig durchs Leben gehen musst; du solltest dir lediglich im Klaren sein, dass es viele Aspekte gibt, die deinen Erfolg beeinflussen können.

7. Das Gesetz der Einstellung

Multitasking ist nun wirklich nicht jedermanns Sache, aber das ist auch vollkommen okay so, denn das ist erstens sowieso nicht produktiv und zweitens ist der Erfolg meist nur dann garantiert, wenn du dich auf eine bestimmte Sache konzentrierst. Wenn du deinen Fokus auf spirituelle Werte legst und dich mit Dingen beschäftigst, die dir wirklich wichtig sind, ist es fast unmöglich, dass negative Gedanken in dir aufkommen.

8. Das Gesetz des Gebens und der Gastfreundschaft

Auf den Punkt gebracht geht es hierbei darum, selbstlos gute Dinge zu tun. Dabei sollte dein äußeres Verhalten deinen inneren Gedanken angepasst sein. Das Teilen von schönen Dingen mit Menschen, die wir gernhaben oder einfach nur das Zaubern eines Lächelns ist tatsächlich sehr viel wert.

9. Das Gesetz des Hier und Jetzt

Lass das Vergangene Vergangenheit bleiben! Du kannst nicht im Hier und Jetzt leben, wenn du deine Vergangenheit nicht ruhen lässt. Versuche, das Vergangene gehen zu lassen und dabei ist es egal, ob es nun gewisse Angewohnheiten oder bestimmte Erfahrungen sind. Es ist an der Zeit, neue Erinnerungen und neue Lebenserfahrungen zu machen!

10. Das Gesetz der Veränderung

Die Lebensumstände wiederholen sich so lange, bis wir letzten Endes unsere Lektion daraus gelernt haben und mit dieser Lektion einen neuen Lebensweg einschlagen. So betrachtet sind Veränderungen keineswegs eine schlechte Sache!

11. Das Gesetz der Geduld und Belohnung

Belohnungen gehen meist mit viel Mühe einher. Aber der Schlüssel zum Erfolg liegt meist darin, nichts zu erzwingen! Du kannst nur erfolgreich sein, wenn du die deine Aufgabe auch tatsächlich gerne machst. Wenn das der Fall ist, lässt die Belohnung meist nicht sonderlich lange auf sich warten!

12. Das Gesetz der Bedeutung und Inspiration

Manchmal musst du das Gesamtbild betrachten und nicht nur kleine Ausschnitte. Wenn du dir das vornimmst, realisierst du, wie sehr sich deine Handlungen und dein Verhalten auf alles und auf jeden in deinem Umfeld auswirken.

Karma ist eher eine Lebenseinstellung, die dafür da ist, uns positiv zu leiten und uns dazu anregen soll, uns hin und wieder selbst zu reflektieren – und das ist doch unsere ureigenste menschliche Eigenschaft…

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